Innenausstattungen aus Stoff und Velours

Seit den 1950er-Jahren haben Autos zunehmend Stoffausstattungen im Inneren erhalten. Sie lösten das Rinds- und Schweinsleder ab, die vorher die Innenausstattungen bei Sitzen und Bänken dominierten. Dagegen waren die Bespannungen der Türen sowie der Wagenhimmel meist schon vorher aus Stoff. Noch später – in den 1970er-Jahren – kam der Kunststoff Velours in die Fahrzeuginnenräume. Er sollte die Polster und Sitze langlebiger und widerstandsfähiger machen.

Beim Aufarbeiten und Säubern von Innenausstattungen bei Oldtimern sollte man keinesfalls loslegen, bevor man sich nicht gründlich in Foren und der Fachliteratur belesen hat. Die Qualität der verwendeten Stoffe unterscheidet sich stark nach Hersteller und Baujahr. Aber auch die Zersetzung von Textilien durch Sonneneinstrahlung, Hitze, Kälte und Zerfall sowie durch Schädlinge muss hier betrachtet werden. Keinesfalls sollte die chemische Vollreinigung oder gar die Waschmaschine das Mittel der Wahl sein.

Schädlingsbefall als schlimmster Fall

Textilien ziehen Schädlinge an, die in den Stoffen Nahrung und Unterschlupf finden. Nahezu alle Stoffsitze und Bespannungen sind durch Milben befallen. Schlimmer ist allerdings der Befall mit Motten oder gar Flöhen und Wanzen. Seltener sind Läuse zu finden. Eine Tiefenreinigung des Polsters mit Wasser und mildem Reinigungsmittel verdrängt die Milben oder Motten nur in tiefere Schichten des Polsters. Vor allem bei Mottenbefall muss mit einer Reingungstinktur gearbeitet werden, von der die Schädlinge nachhaltig vertrieben werden.

Je nach Zustand und Festigkeit des Stoffes sollte auf säurehaltige oder stark basische Mittel gänzlich verzichtet werden. Sie könnten die Innenausstattung weiter angreifen. Generell ist die Aufarbeitung von Stoffen nur sehr begrenzt möglich. Verfahren zur Stärkung oder Restauration sind aufwendig und bedeuten immer den vollständigen Ausbau der Innenausstattung sowie das Abziehen der Stoffteile von den Gestellen. In unterschiedlichen Verfahren wird der Stoff mit einer Schicht von Kunststoff bedampft, um ihn widerstandsfähiger zu machen. Allerdings wird er dabei auch spröder und härter.

Eine vollkommen neue Aufpolsterung gilt als Neuaufbau und wird in der Regel auch von gnädigen Gutachtern nicht mehr als Restaurierung angesehen.